Sächsisches Bauhauptgewerbe erwartet in 2021 Umsatzrückgang
- Nachfrage nach Bauleistungen 2020 gesunken
- Negative Umsatzbilanz 2020
- Baukonjunktur schwächt sich 2021 weiter ab
„Für das Gesamtjahr 2020 rechnen wir auf Grund der seit dem zweiten Quartal sinkenden Nachfrage nach Bauleistungen im Freistaat mit einem insgesamt negativen Umsatzergebnis im Bauhauptgewerbe“, erklärte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO), nach Bekanntgabe der Oktoberzahlen des Bauhauptgewerbes für Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten durch das Statistische Bundesamt.
- Auftragseingang: Öffentlicher Bau bricht 2020 ein
Das Gesamtauftragsvolumen des sächsischen Bauhauptgewerbes belief sich per Oktober 2020 auf 4,7 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete das eine Abnahme um 2,3 Prozent. Der Gesamtrückgang beruhte allein auf einer negativen Auftragsentwicklung im Öffentlichen Bau. Dieser verzeichnete von Januar bis Oktober 2020 ein Auftragsvolumen in Höhe von knapp 2,0 Mrd. Euro, was in Relation zum Vorjahreszeitraum einem Minus von 9,1 Prozent entsprach. Besonders stark war der Einbruch im Straßenbau. Hier verfehlten die vergebenen Aufträge ihren Vorjahreswert per Oktober 2020 um 20,9 Prozent. Demgegenüber verbuchte der volumenstarke Wirtschaftsbau mit einem Auftragswert von rund 2,2 Mrd. Euro im Zeitraum Januar bis Oktober 2020 ein um 3,6 Prozent besseres Ergebnis als 2019. Ebenfalls eine positive Auftragsentwicklung zeichnet sich im Wohnungsbau ab. Die Nachfrage betrug in diesem Segment 0,5 Mrd. Euro und lag damit um 2,4 Prozent über dem Vorjahreswert. „Im Hinblick auf den enormen Baubedarf gerade bei der Infrastruktur sind die Gebietskörperschaften gefordert, 2021 durch frühzeitige Ausschreibungen und zügige Verfahren der gegenwärtig desaströsen Entwicklung im Öffentlichen Bau entgegenzuwirken. Grundlegend dafür sind eine zügige Verabschiedung des Doppelhaushaltes sowie die Neuordnung der Förderstrategie im kommunalen Straßenbau“, fordert Momberg.
- Umsatz: Jahresergebnis 2020 schlechter als im Vorjahr
Das Bauhauptgewerbe in Sachsen erzielte im Zeitraum Januar bis Oktober 2020 Umsatzerlöse von insgesamt 4,7 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum war das ein Rückgang um 1,4 Prozent. Lediglich im Wohnungsbau konnte das Bauhauptgewerbe ein Wachstum verzeichnen. Die Erlöse lagen hier per Oktober 2020 bei 0,6 Mrd. Euro und damit um 4,5 Prozent über dem Vergleichswert von 2019. Den stärksten Umsatzrückgang erlebte der Wirtschaftsbau. Das Umsatzaufkommen belief sich per Oktober 2020 auf 2,2 Mrd. Euro und bewegte sich um 3,1 Prozent unter dem von 2019. Auch der Öffentliche Bau entwickelte sich rückläufig. Hier sanken die Umsätze in der Summe der Monate Januar bis Oktober 2020 um 1,1 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro ab. Geprägt wurde die negative Entwicklung durch den Straßenbau, der gegenüber dem Jahr 2019 7,0 Prozent verlor. „Der Straßenbau ist mit einem Anteil von fast 50 Prozent an den Baumaßnahmen des Staates das wichtigste Segment im Öffentlichen Bau, so dass die derzeitige Situation in Verbindung mit den stark rückläufigen Aufträgen als ausgesprochen besorgniserregend zu bewerten ist, schätzte Momberg ein.
- Konjunkturaussichten: 2021 mit weiterem Nachfragerückgang
Die Aussichten für das sächsische Bauhauptgewerbe in 2021 beurteilt Momberg momentan pessimistisch. „Entsprechend unserer aktuellen Verbandsumfrage unter sächsischen Betrieben müssen wir 2021 von einer insgesamt ungünstigen baukonjunkturellen Entwicklung ausgehen“, erklärte er.
Die Auswertung der Befragung ergab, dass zwei von drei Bauunternehmen im Freistaat 2021 mit einem schlechteren Umsatzergebnis rechnen als 2020. Besonders ungünstig ist die Prognose der Unternehmen, die schwerpunktmäßig Tiefbauleistungen erbringen und bei denen die Öffentliche Hand der stärkste Auftraggeber ist: Neun von zehn Tiefbauern rechnen 2021 mit Umsatzeinbußen gegenüber 2020.
Trotz der insgesamt unbefriedigenden Konjunkturaussichten gaben zwei Drittel aller Unternehmen des sächsischen Bauhauptgewerbes an, dass sie ihren Personalbestand 2021 halten oder gar ausbauen wollen.
„Nach einem ohnehin eher durchwachsenen Jahr 2020 erwarten wir für 2021, dass sich die wirtschaftlichen Verwerfungen aufgrund der Corona-Pandemie noch negativer auf die Bautätigkeit im kommenden Jahr auswirken werden. Daher ist es zwingend erforderlich, dass der Freistaat Sachsen alle Anstrengungen unternimmt, um auch im kommenden Jahr dem Werteverzehr entschieden entgegenzutreten und die nötigen Zukunftsinvestitionen tätigt,“ so Momberg abschließend.
Der Bauindustrieverband Ost e. V. (BIVO) vertritt die Interessen von 260 Bauunternehmen mit 20.000 Beschäftigten in den Ländern Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Zum Download: