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Susann Stein

Politik und Kommunikation/ Pressesprecherin
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3 Fragen an ...

Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Stellvertretender Leiter der ifo Niederlassung Dresden

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Wo entwickelt sich die ostdeutsche Bauwirtschaft hin?

Teile der Bauwirtschaft – insbesondere jene Firmen, die sich auf Infrastrukturbauten konzentriert haben – dürften sich in den nächsten Monaten und Jahren gut entwickeln, weil zunehmend erkannt wird, dass es einen Bedarf an öffentlichen Infrastrukturinvestitionen gibt. Weniger gut sieht es für den Wirtschaftsbau und den Wohnungsbau aus: Da die Wirtschaft insgesamt schwächelt, gibt es wenig Bedarf an bauintensiven Erweiterungsinvestitionen, gerade in der Industrie. Und auch zusätzliche Wohnbauten werden vielleicht noch in den attraktiven Städten errichtet, aber angesichts der weiterhin schrumpfenden Bevölkerung kaum auf dem Land.

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Welche konjunkturellen Risiken sehen Sie gesamtwirtschaftlich und im Speziellen für die ostdeutsche Bauwirtschaft?

Das größte konjunkturelle Risiko ist aktuell die Schwäche in der Industrie, die sich seit einiger Zeit in einer Rezession befindet. Das könnte sich mittelfristig auch auf andere Wirtschaftsbereiche auswirken. Positiv für Ostdeutschland ist indes, dass die Industrie hier nicht so bedeutsam ist wie im Westen und dass die Industrie weniger stark auf die Auslandsmärkte ausgerichtet ist, denn die Schwäche der Industrie reflektiert vor allem globale Unsicherheiten. Für die Bauwirtschaft könnte es sich negativ auswirken, wenn es bei begrenzten Kapazitäten und zunehmender Arbeitskräfteknappheit zu Preisanhebungen kommt, die die Gefahr von Ausweichreaktionen der Nachfrager erhöhen.

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Wie können und sollten die neuen Landesregierungen darauf reagieren?

Ein einzelnes Bundesland kann keine Konjunkturpolitik betreiben. Es geht daher lediglich um angebotsseitige Maßnahmen, wie Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Unternehmen, den Bürokratieabbau, den Ausbau von schnellem Internet, eventuell auch noch um förderpolitische Anreize. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die neuen Landesregierungen, um ihre Wahlversprechen umzusetzen, sich eher um verteilungspolitische Vorhaben kümmern. Auch eine übersteigerte Ausweitung umweltpolitischer Auflagen könnte sich negativ auf die Wachstumsdynamik auswirken.

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