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Susann Stein

Politik und Kommunikation/ Pressesprecherin
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Berliner U-Bahnbau in der Sackgasse?

Zehn Linien, ein Streckennetz von 146 Kilometern und 173 Bahnhöfe – die U-Bahn der Bundeshauptstadt hat einiges zu bieten. Doch ist der Berliner Untergrundverkehr für die Zukunft gewappnet?

Seit mehr als 15 Jahren nimmt Berlins Einwohnerzahl stetig zu. In der Spitze in 2016 zählte Berlin einen Zuwachs von 55.000 Einwohnern innerhalb eines Jahres. Ende 2018 gab es so 3,6 Mio. Berlinerinnen und Berliner. Die Infrastruktur muss nachziehen, ebenfalls wachsen und den Anforderungen der sogenannten Verkehrswende Rechnung tragen. Verkehrssenatorin Regine Günther betont, dass das alte Mobilitätskonzept an seine Grenzen stößt und Nachjustieren nicht mehr helfe. Ein besserer Öffentlicher Personen-Nahverkehr (ÖPNV), eine gestärkte Radinfrastruktur und Sharing-Angebote sollen eine Schlüsselrolle bei der künftigen Berliner Mobilität spielen.

Gerade der Ausbau des U-Bahnnetzes böte in der verkehrsplanerischen Betrachtung viele Vorteile. So verkehren U-Bahnen in kurzer Zeit kreuzungsfrei auf eigenen Bahnen und stehen nicht in Flächenkonkurrenz zu Grünanlagen und anderen Verkehrsteilnehmern. Für eine nachhaltige Lärmstrategie bietet gerade der unterirdische Bahnverkehr mit neuen Strecken, Streckenverlängerungen und -verknüpfungen ein besonders großes Lärmschutzpotenzial. Die höheren Baukosten sind durch die viel höhere Leistungsfähigkeit gerechtfertigt.

Diese Vorteile erkennt nicht nur die Bauwirtschaft. In der Vergangenheit wurden Machbarkeitsstudien zum Ausbau der U-Bahnlinien 6, 7 und 8 erstellt. Mit deren Ergebnissen wurde bislang nicht gearbeitet. Die Erkenntnisse sind dabei nicht neu. Bereits Untersuchungen im Auftrag der IHK Berlin aus 2018 belegen, dass das Berliner U-Bahn-Angebot bis 2030 dringend ergänzt werden muss, um der steigenden Nachfrage künftig standhalten zu können. Mögliche Baustellen liegen auf der Hand: Die Planung der Verlängerung der U 7 zum Flughafen BER und zur Spandauer Wissell-Siedlung, der Weiterbau der U 8 ins Märkische Viertel oder auch die Erweiterung der U 9 nach Pankow und der U 6 zur Anbindung der künftigen Urban Tech Republic in Tegel sind wichtige Projekte, die angegangen werden müssen.

Dass der Ausbau von U-Bahnverbindungen machbar ist, zeigen vergleichbare Städte wie München oder Hamburg, die derzeit massiv in den U-Bahnbau investieren und Kapazitäten der Bauwirtschaft abwerben, die für die Realisierung komplexer Ingenieurbauvorhaben im gesamten Bereich der Infrastruktur notwendig sind und der Hauptstadt nun fehlen. Der Bauindustrieverband Ost fordert ein Umdenken in Berlin und die Aufnahme dringend erforderlicher Planungsmittel für den U-Bahnbau in der Bundeshauptstadt.

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