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Meinung: Multiplikatoreffekte in der Bauwirtschaft

Von Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer Bauindustrieverband Ost e. V.

Die ostdeutschen Bundesländer erleben seit einigen Jahren eine High-Tech-Industrialisierungsphase. Seit 2020 lassen sich vermehrt internationale Großkonzerne in der Region nieder. Die prominentesten Beispiele sind der Automobilhersteller Tesla, mit seinem Werk in Brandenburg sowie die geplanten Fabriken der Chiphersteller Intel und TSMC in Magdeburg und Dresden. Die Ansiedlungen haben einige Gemeinsamkeiten: in allen Fällen handelt es sich um international agierende Technologiekonzerne, deren Ansiedlungen mit beträchtlichen Investitionen einhergehen sollen: Tesla wird insgesamt rund 6 Mrd. Euro investieren, TSMC 10 Mrd. Euro und Intel plant gar mit 17 Mrd. Euro.

Was können solche Ansiedlungen für die Wirtschaft und insbesondere für das Bauhauptgewerbe (BHG) in Ostdeutschland bedeuten? Darauf kann die volkswirtschaftliche Theorie der Multiplikatoreffekte eine Antwort liefern.

Auf Grundlage öffentlich verfügbarer Daten hat der BIVO einen Multiplikator für die Produktions- und Einkommenswirkungen von Investitionen in das BHG berechnet. Für 2021 betrug dieser Multiplikator 2,32.

Wird dieser Faktor – der sich im Übrigen mit Schätzungen aus der Forschung deckt – auf die obengenannten Beispiele angewandt, wird deutlich, was für ein gesamtwirtschaftliches Potenzial solche Investitionen haben können. Demnach kann das geplante Investitionsvolumen von TSMC von 10 Mrd. Euro, während des gesamten Investitionszeitraums der Fabrik, Produktions- und Einkommenswirkungen von über 23 Mrd. Euro auslösen. Die geplanten Investitionen von Intel in Höhe von 17 Mrd. Euro können sogar Produktions- und Einkommenswirkungen von knapp 40 Mrd. Euro erreichen.

Ähnlich verhält es sich bei den Beschäftigungseffekten. Aufgrund von Multiplikatoreffekten werden weitaus mehr Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert, als in den Fabriken selbst verfügbar sind. Laut Berechnungen des BIVO können durch die Ansiedlung von Intel allein, während des gesamten Produktions- und Betriebszeitraums der Fabrik, über 103.000 Stellen im BHG und über 310.000 Stellen insgesamt geschaffen und gesichert werden. Die Ansiedlung internationaler Großkonzerne wie Tesla, Intel und TSMC in den ostdeutschen Bundesländern veranschaulicht eindrücklich, wie durch strategische Industriepolitik und gezielte Investitionen erhebliche Multiplikatoreffekte erzielt werden können, die sowohl das Bauhauptgewerbe als auch die gesamte regionale Wirtschaft nachhaltig stärken und transformieren.

 

Multiplikatoreffekte

Investitionen des Staates, privater Haushalte oder von Unternehmen haben nicht nur einen 1:1-Effekt auf Produktion, Einkommen und Arbeitsplätze. Sie multiplizieren sich, da sie unter anderem Einkommen und somit weitere Nachfrage generieren, die in weiteren Investitionen münden können.

Investitionen in das BHG erzeugen einerseits direkte Wertschöpfung durch die Umsetzung des Bauvorhabens. Sie erzeugen aber auch indirekte Wertschöpfung durch das Einkommen, das Mitarbeiter des Bauunternehmens und der Fremdfirmen aufgrund des Vorhabens erhalten und – neben den konsumtiven Ausgaben – weiter investieren. Aufgrund dieser Mechanismen ist die Wertschöpfung, die durch Investitionen ausgelöst wird, höher als der ursprünglich investierte Betrag.

Gleiches gilt für die Beschäftigung: Investitionen und die damit verbundenen Aufträge sichern und schaffen nicht nur Arbeitsplätze in den auftraggebenden und den am Bau beteiligten Unternehmen, sondern auch in jenen Sektoren, in denen diese Arbeitnehmer ihr Einkommen verausgaben.


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